Digitale Revolution aus der Wolke
Das sogenannte Cloud Computing wird im neuen Jahrzehnt den IT-Sektor grundlegend verändern. Analysten sprechen bereits heute von „Revolution“, „Paradigmenwandel“ und dem Anbruch einer „neuen Ära“.
In der Informationstechnologie deutet sich erneut ein radikaler Wandel an – ähnlich wie Anfang der 1980er Jahre, als der Personal Computer seinen Siegeszug antrat und die bis dahin üblichen Großrechner verdrängte.
Rechnen in der Wolke
Der Begriff „Cloud Computing“ rührt daher, dass in gängigen Netzwerkdiagrammen das Internet zumeist als Wolke dargestellt wird. Streng genommen ist das „Rechnen in der Wolke“ keine neue Technik oder Anwendung, sondern ein Konzept, das auf bestehenden Technologien aufbaut. Und genau hier liegt einer der Erfolgsfaktoren des Cloud Computings.
IT wird zum Gebrauchsgut
Der Grundgedanke beim Cloud Computing: IT-Ressourcen werden von Anbietern über das Internet oder innerhalb eines Firmennetzwerks bereitgestellt. Der User holt sich die Leistungen, die er benötigt und bezahlt dafür nach Nutzung – wie bereits heute beim Strom. Experten sprechen vom Pay-as-you-go-Prinzip. Die gesamte Software steht im Web zur Verfügung: vom Betriebssystem über das Textverarbeitungsprogramm bis hin zur Enterprise-Software.
Beliebig skalierbare Kapazitäten
Daten und Anwendungen lagern in riesigen Serverparks in professionell betriebenen Data Centern. Auf den einzelnen physischen Servern und Storage-Einheiten laufen wiederum verschiedene virtuelle Maschinen, deren Kapazitäten in Sekundenschnelle beliebig angepasst werden können. Grids, also Netze von weltweit verstreuten, lose gekoppelten Rechnern, erlauben die optimale Nutzung vorhandener Rechenleistung. IT-Services werden so beliebig skalierbar.
Klassischer PC ist Auslaufmodell
Dem User reicht künftig ein schlanker Client, etwa ein Netbook, ein Smartphone oder auch der Bordcomputer seines Autos, um auf Daten und Applikationen zugreifen zu können. Immer und überall – vorausgesetzt, er hat eine Online-Verbindung.
Drei Ebenen von Cloud Services
Unter dem Begriff Cloud Computing werden ganz unterschiedliche IT-Dienstleistungen zusammengefasst: Bei der „Infrastructure as a Service“ (IaaS) stellt der Anbieter dem User die gesamte Basisinfrastruktur zur Verfügung, etwa virtualisierte Server und Storage-Lösungen. Von „Platform as a Service“ (PaaS) wird dagegen gesprochen, wenn der Kunde eine komplette Entwicklungsplattform für seine Software-Entwickler bucht.
Google ist Pionier
Die am längsten etablierte Variante ist „Software as a Service“ (SaaS): Statt Programme zu kaufen und sie auf seinem PC zu installieren, greift der Kunde auf online angebotene Applikationen zu, die plattformunabhängig im Webbrowser laufen. SaaS-Vorreiter ist vor allem Google mit seinem E-Mail-Programm „Google Mail“, dem Routen-Planer „Google Maps“ oder der Office-Software Google Text & Tabellen . Mit einer abgespeckten Version seines Link zu Adobe Photoshop ermöglicht Adobe die Gratis-Bildbearbeitung im Internet.
Vision: World Wide Computer
Das heutige Internet ist vor allem ein Netz von Informationen. Mit Cloud Computing, so die Vision, wird daraus ein weltweit verfügbarer Supercomputer.
Frank Vollmer
Erschienen in: Wirtschaft regional, 13. März 2010